Wilfried Durchholz
Ich arbeitete in einem Architekturbüro in Hamburg mit nobler Adresse an der Elbe, ganz in der Nähe der St.-Pauli-Landungsbrücken und des berühmten Hamburger Fischmarktes. Nebenan befinden sich Räumlichkeiten eines Hamburger Fernsehstudios, und nicht weit entfernt rockt Ina Müller regelmäßig den Schellfischposten. Die vielen Kreuzfahrtschiffe fahren direkt an den Bürofenstern vorbei. Hier pulsiert das Leben, in der für mich schönsten und typischsten Ecke Hamburgs.
Unsere Auftraggeber waren Banken, Versicherungen, Investoren. Wir bauten wunderbare Gebäude z. B. in Frankfurt/M, Dortmund, Dresden und Hamburg. Ich liebte meine Arbeit als Leiter solcher Projektbauten und war stolz auf unsere gelungenen Planungen, hatte viel Spaß mit meinen Kolleg/innen, und mit meinem Chef war ich auf Du und Du. Wir verstanden uns blind.
Meine Frau arbeitete zu der Zeit bei Stella Musical (Phantom der Oper), sodass wir zusammen fahren konnten. Dass dabei täglich 3 - 4 Stunden draufgingen, fanden wir normal. Unsere Jobs waren schließlich gut bezahlt.
Jeder Job ist so lange sicher, wie die Kündigungsfrist lang ist. Irgendwann mochte ich meinen Chef nicht mehr, dann mochte er mich nicht mehr, und als wir beide uns nicht mehr mochten, bin ich gegangen.
Mit 49 Jahren, als Top-Führungskraft, stand mir die Welt offen!
Ähm…… wohl nicht. War ich zu alt? Nun gut, dann würde ich ein eigenes Büro aufmachen. Oder doch nicht? Was bedeutete das? Große Investitionen, Verantwortung für Angestellte. Wollte ich das?
Da kam die "Gelegenheit" in Gestalt eines jungen Mannes um die Ecke. Ob ich nicht Finanzdienstleister werden wolle? Drei Monate machte ich das mit. Seine nächste Idee: Ob ich nicht technische Geräte im Direktvertrieb verkaufen wolle? Ich hielt eine längere Zeit durch, genoss eine fundierte Ausbildung; aber das Produkt war doch nicht das richtige.
Dann kam der junge Mann mit der glorreichen Idee, ich könnte doch Hundefutter verkaufen. Das schlug dem Fass den Boden aus!!! Ich bin Ingenieur; ich verkaufe doch kein Hundsfutter!!!
Wir hatten weder Hund noch Katze. Dennoch: Ich fand Gefallen daran, Hunde und Katzen zum Essen einzuladen. Rasch wuchs mein Kundenkreis. Ich als introvertierter Ingenieur mutierte zu einem kommunikationsfreudigen Wesen. Ebenso rasch bauten meine Frau und ich ein großes Team in Deutschland und Österreich auf, führten regelmäßig Seminare durch und bildeten neue Vertriebspartner/innen aus. Und das machen wir heute noch. In unserem Team arbeiten die besten und liebevollsten Menschen, die wir als Hamsterrad-Angestellte niemals kennengelernt hätten. Gut, dass uns irgendwann eine Chefallergie befallen hat und wir
auf den Hund gekommen sind.
Mittlerweile ist unser Unternehmen so erfolgreich, dass wir bilanzieren "dürfen" und vermutlich mehr Steuern zahlen als Starbucks und Ikea zusammen (in Deutschland).
Resümee: Manchmal ist es gar nicht schlecht auf den Hund zu kommen :) Hinter jedem Problem öffnet sich eine Chance. Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.
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